Zum Inhalt
Tipps und Empfehlungen

Barrierefreie Lehr- und Lernvideos

Es gibt im Hochschulkontext unterschiedliche Arten von Lehr- und Lernvideos. Sie reichen von klassischen Vorlesungsaufzeichnungen über Lehrvideos wie Erklärvideos oder Screencasts bis zu interaktiven Videos mit Fragen und Arbeitsaufträgen. In der Lehrer*innenbildung werden häufig Unterrichtsbeobachtungen eingesetzt, die einen Einblick in die Unterrichtspraxis geben und zur Reflexion von Unterricht dienen.

Vorlesungsaufzeichnungen

Stellen Sie neben der Aufzeichnung auch die Folien als barrierefreies Dokument zur Verfügung. Studierende mit Sehbeeinträchtigung können so die Inhalte der Folien parallel zum Video verfolgen. Sie sollten in der Aufzeichnung auf jeden Fall zentrale Inhalte der Folien verbalisieren, Bilder und Grafiken beschreiben und Folienwechsel ansagen.

Häufig werden Vorlesungsaufzeichnung in Form besprochener Powerpoint-Dokumente zur Verfügung gestellt. Das Format der Bildschirmpräsentation (.ppsx), bei dem die Präsentation wie ein Video abläuft, ist für Screenreadernutzende nicht zugänglich. Sie hören nur den Ton, haben aber keinen Zugang zu den Folien. Wir empfehlen deshalb, die einzelnen Folien mit Ton zu besprechen. Das ermöglicht es zudem allen Studierenden, dem Vortrag nach dem eigenen Tempo zu folgen.

Untertitel

Zur barrierefreien Ausstattung von Videos gehören Untertitel für Studierende mit Hörbeeinträchtigungen. Untertitel können auch Studierenden nutzen, die eine andere Muttersprache haben, und sie helfen dabei, sich die Schreibweise von Fachbegriffen einzuprägen.

Am unteren Rand des Bildschirm steht mittig in zwei Zeilen "Untertitel in Pyramidenform", weiße Schrift auf schwarzen Balken © DoBuS

Für manche Studierende zum Beispiel aus dem Autismus Spektrum können Untertitel störend sein. Deshalb sollten die Untertitel nicht in das Video eingebrannt sein (open captures), sondern im Videoplayer zu- und abgeschaltet werden können (closed captures). Closed captures werden mit Untertitelsoftware bearbeitet und als Extra-Datei hochgeladen. In moodle wird die UT-Datei im vtt-Format zusammen mit dem Video auf den Streaming-Server hochgeladen.

Untertitel können einfach mit kostenloser freier Software wie Subtitle Edit oder Aegisub erstellt und bearbeitet werden. Für eine gute Lesbarkeit gibt es einige Regeln, die sich in der Untertitelsoftware voreinstellen lassen. Benutzen Sie eine serifenlose Schrift wie Arial, Verdana, Calibri oder Akkurat. Für die Schriftgröße gibt es keine festen Regeln, sie sollte jedoch mindestens 46 Punkt betragen. Die Schrift sollte mit einem schwarzen Balken hinterlegt sein und zweizeilig am unteren Bildschirmrand vorzugsweise in Pyramidenform angeordnet sein. Eine Zeile sollte nicht mehr als 37 Zeichen enthalten, Abweichungen von plus minus 20 Prozent sind zulässig. Die Standzeit der Untertitel beträgt mindestens zwei, längstens vier Sekunden, vorausgesetzt, sie überschreiten die Zeichenzahl nicht.

Automatische Untertitel mit Amberscript

Die TU Dortmund hat mit Amberscript ein Online-Tool zur automatischen Untertitelung von Videos angeschafft. Dort werden die Videos hochgeladen. Die automatisch erstellten Transkripte können auf der Onlineplattform korrigiert und als Untertiteldatei oder Transkript heruntergeladen werden.

Fakultäten, Fachgebiete oder einzelne Dozent*innen können Zugänge mit einem Zeitkontingent bei DoBuS beantragen. Eine Mail an DoBuS genügt.

Audiodeskription

Videos brauchen eine Audiodeskription, damit Studierende mit Sehbeeinträchtigungen und Blindheit sie gleichberechtigt nutzen können. Audiodeskriptionen bieten eine verbale Beschreibung der relevanten visuellen Komponenten eines Videos. Für die Beschreibungen können nur die Sprechpausen in den Videos genutzt werden. Vorlesungsaufzeichnungen haben keine Audiodeskription, weil es in der Regel keine Sprechpausen gibt. Deshalb ist es wichtig, die oben genannten Tipps zu beherzigen, siehe Vorlesungsaufzeichnungen.

Auch für die Audiodeskription gibt es einige grundlegende Regeln: Innerhalb der Sprechpausen und gleichzeitig möglichst handlungssynchron soll die Audiodeskription in verständlicher Sprache die zentralen Fragen wer, wo, was, wann beantworten. Ganze Sätze sind nicht immer nötig. Auch Texteinblendungen sollen vorgelesen werden (natürlich nicht die Untertitel). Im Bildungskontext sind vor allem didaktische Fragen relevant, so darf die Beschreibung nicht die Antworten auf Beobachtungs- oder Diskussionsfragen vorwegnehmen. Beschreiben statt interpretieren ist oft eine Herausforderung. Werden komplexe Schaubilder gezeigt, kann es sinnvoll sein, ein ergänzendes Dokument mit einer genauen Beschreibung hinzuzufügen.

Im Forschungsprojekt DEGREE aus der Lehrer*innenbildung wurden verschiedene Formen von Audiodeskriptionen entwickelt, die für verschiedene didaktische Zwecke sinnvoll sein können. DoBuS hat an dem Forschungsprojekt mitgearbeitet und berät und unterstützt Sie gerne bei der Erstellung von Audiodeskriptionen. Wenn Studierende in Ihren Veranstaltungen einen entsprechenden Bedarf haben, kann DoBuS die Audiodeskription übernehmen, allerdings braucht es dazu einen gewissen Zeitvorlauf. Bitte wenden Sie sich an Finnja Lüttmann.